Newsletter 05: Vorsorge rettet Leben

Arzt und Patienten im Gespräch

Die Krebsvorsorge ist wichtig, bisweilen lebenswichtig. Doch bei Häufigkeit und Umfang der Untersuchung gibt es Wichtiges zu beachten. Der Urologe Dr. Thomas Dill klärt im Interview die wichtigsten Fragen rund um die Krebsvorsorge für Männer.

(28.03.2024) In der Oster-Ausgabe unserer Reihe von Newslettern greifen wir ein Thema auf, das derzeit durch viele Medien geht und einige Verunsicherungen ausgelöst hat. Es geht um die Krebsvorsorge – bei Männern oftmals noch ein Tabu-Thema. Wenn dann noch vorschnell der Sinn einer frühzeitigen und regelmäßigen Krebsvorsorge in Zweifel gezogen wird, entsteht nicht selten Unsicherheit. Der Urologe Dr. med. Thomas Dill, der mit Dr. Martin Löhr unsere Klinik für Prostata-Therapie in Heidelberg leitet, stellt in einem Interview klar, worauf es bei der Krebsvorsorge ankommt, was sinnvoll ist und was man besser unterlassen sollte. Und was es mit dem PSA-Wert auf sich hat.

  • Prostatakrebs ist die zweithäufigste Todesursache bei Männern, die an Krebs erkranken. Wie wichtig ist eine regelmäßige Krebsvorsorge?

Eine Krebsvorsorge wird bei Männern durchgeführt, die beschwerdefrei sind, um Tumorerkrankungen im Frühstadium erkennen zu können. Nachweislich kann man durch eine Früherkennung die Sterblichkeitsrate durch Krebs senken. Da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Vereinfacht gesagt: Krebsvorsorge mindert das Risiko, an Krebs zu sterben.

  • Ab welchem Alter sollten Männer zur Krebsvorsorge gehen?

Gegenwärtig wird eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung ab einem Alter von 45 bis 50 Jahren empfohlen.

  • Sollte diese Untersuchung jedes Jahr erfolgen?

Der Rhythmus der Vorsorgeuntersuchungen sollte sich an den medizinischen Ergebnissen orientieren: Wenn die Vorsorgeuntersuchung mit 45 bis 50 Jahren völlig unauffällig ist und der PSA-Wert unter 1 liegt, dann empfehlen wir die nächste Vorsorgeuntersuchung erst für zwei bis drei Jahre danach.

  • Gilt diese Einschätzung für jeden Mann oder nur für Männer mit bestimmten Risikofaktoren oder erblicher Vorbelastung?

Diese Empfehlung gilt grundsätzlich für jeden Mann. Männern, in deren Verwandtschaft Prostatakrebs-Erkrankungen bereits vor dem 50sten Lebensjahr aufgetreten sind, sollten schon ab 40 Jahren über eine vorgezogene Vorsorgeuntersuchung nachdenken.

  • Wie groß sind die Erfolgsaussichten einen Prostatakrebs erfolgreich zu behandeln?

Allgemein gilt bei allen Krebserkrankungen: Je früher die Diagnostik und je früher die Therapie, desto besser ist die Prognose.

  • Wie sieht eine klassische Krebsvorsorge aus?

In unserer Klinik machen wir im Rahmen der Prostatakrebs-Vorsorge einen allgemeinen urologischen Gesundheitscheck. Wir erstellen ein Blutbild, das Leberwerte, Nierenwerte, PSA-Wert, Testosteron und Vitamin D umfasst. Hinzu kommt eine Ultraschalluntersuchung der urologischen Organe wie Niere, Blase, Prostata und Hoden sowie eine Abtastung der Prostata. Natürlich kommt auch eine Ernährungs- und allgemeine Vorsorgeberatung hinzu.

  • Ein Verbrauchermagazin überschrieb unlängst einen Beitrag zum Thema Prostatakrebs: „Nichts überstürzen – Die Diagnose ist schwierig, die Methoden zur Früherkennung von Prostatakrebs sind umstritten.“ Ist die Diagnose eines Prostatakarzinoms wirklich so schwierig?

Nein. Ist sie nicht. Die Diagnostik eines Prostatakarzinoms hat sich im Vergleich zu vor zehn Jahren deutlich gewandelt und hat sich ständig verbessert. Standardmäßig sollte man heutzutage in der Frühdiagnostik ein hochaufgelöstes Magnetresonanztomogramm, auch bekannt als MRT oder MRI erstellen. Es gibt inzwischen viele Radiologen, die sich auf die Magnetresonanztomographie zur Krebsfrüherkennung der Prostata spezialisiert haben. Das sollte man in begründeten Fällen auch einsetzen – nicht als Screening, sondern zur Abklärung z.B. eines auffälligen Tastbefundes oder eines auffälligen PSA-Wertes.
Wenn dann bei der MRT-Untersuchung ein auffälliger Bezirk in der Prostata detektiert wird, dann kann man heutzutage sehr genau und MRT-gesteuert Gewebeproben entnehmen und damit nicht nur den Tumor sicher diagnostizieren, sondern ihn innerhalb der Prostata sehr genau lokalisieren. Damit öffnen wir die Tür für eine fokale Therapie, bei der nicht die gesamte Prostata entnommen wird oder behandelt werden muss, sondern nur Teilbereich davon.

  • Eine der wichtigsten Indikatoren für eine Krebserkrankung scheint das Prostataspezifische Antigen zu sein. Wie groß ist die Zuverlässigkeit dieses PSA-Wertes?

Der PSA-Wert kann niemals als alleiniger Parameter für eine Risikoabschätzung gesehen werden. Der PSA-Wert muss immer im Zusammenhang mit anderen klinischen Parametern betrachtet werden; dazu gehören Prostatagröße, Tastbefund und die Auswertung einer Ultraschallaufnahme durch den Facharzt. Ganz wichtig ist immer der Verlauf des PSA-Wertes über die Jahre hinweg.

  • Ist ein erhöhter PSA-Wert also kein sicherer Indikator einer Krebserkrankung?

Nein. Kommt jemand mit 50 Jahren erstmals zur Vorsorge und hat einen PSA-Wert von 2, dann kann man über diesen Wert gar nichts sagen. Er kann normal sein, er kann aber auch auffällig sein. Bei einer Harnwegsinfektion einer Prostata-Infektion oder einer Blasenentleerungsstörung kann der PSA-Wert ebenfalls erhöht sein.

  • Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen keine PSA-Wert-Bestimmung im Rahmen der Krebsvorsorge. Gibt es Zweifel an der Zuverlässigkeit des PSA-Wertes?

Nein. Die Bedeutung des PSA-Wertes ist in großangelegten internationalen Studien belegt. Es wurde nachgewiesen, dass eine frühzeitige Kontrolle des PSA-Wertes die Mortalität durch Prostatakrebs senken kann. Ich empfehle eine regelmäßige Bestimmung des PSA-Wertes im Rahmen der Vorsorge ab einem Alter von 45 bis 50 Jahren.
Der Grund für den Verruf der Prostata-Vorsorge ist gar nicht die Frage, ob man einen Krebs findet oder nicht, sondern die Therapien sind häufig sehr einschneidend und lebensverändernd. Viele Männer werden operiert, bei denen das eigentlich nicht sein müsste, weil der Prostata-Krebs, der mit dem Alter immer häufiger wird, meist gar nicht die Gefährlichkeit hat, dass eine Radikalentfernung der Prostata oder eine komplette Bestrahlung zwingend notwendig ist. Nach unserer ausführlichen Risikoabschätzung und Risiko-Einordnung kommen wir sehr oft zur Entscheidung, nicht zu behandeln und nur eine regelmäßige Vorsorge durchzuführen.

  • Also ein Zuwarten ohne Therapie?

Ja; oft empfehlen wir aber auch minimal-invasive, schonende und fokal wirkende Therapien wie HIFU, IRE oder die Photodynamische Therapie (PDT).

Das Gespräch führte Wissenschaftsredakteur Martin Boeckh.

Dr. med. Thomas Dill klärt auf, wann und bei wem eine Krebsvorsorge beim Urologen wichtig ist und vor allem, welche Bedeutung die Bestimmung des PSA-Wertes hat.
Dr. med. Thomas Dill klärt auf, wann und bei wem eine Krebsvorsorge beim Urologen wichtig ist und vor allem, welche Bedeutung die Bestimmung des PSA-Wertes hat.

Klinik für Prostata-Therapie
Bergheimer Straße 56a
69115 Heidelberg
Telefon 06221 65085-0
infowhatever@prostata-therapie.de
www.prostata-therapie.de

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