Dr. Thomas Dill im Patientengespräch

HIFU-Therapie bei Prostata-Krebs

HIFU ist die Abkürzung für „High-Intensity Focused Ultrasound“, zu Deutsch: „hoch-intensiv fokussierter Ultraschall“. Die HIFU-Therapie dient der fokalen, zielgerichteten Behandlung von Prostatakrebs in einem besonders schonenden, unblutigen Verfahren, bei dem Ultraschall im Tumor so gebündelt wird, dass dort durch die Hitzewirkung Tumorzellen zerstört werden.

Das HIFU-Prinzip mit dem Sonablate 500 der 3. Generation

Die Klinik für Prostata-Therapie hat sich auf ein neuartiges minimal-invasives Behandlungskonzept für das Prostatakarzinom spezialisiert: Die HIFU-Therapie nach dem Sonablate 500-Prinzip. HIFU steht für "High-Intensity Focused Ultrasound". Es handelt sich um einen energiereichen, gebündelten Ultraschall. Dieser ist, anders als der für die Ultraschall-Bildgebung eingesetzte Ultraschall, in der Lage, punktgenaue Hitze-Areale in einem zuvor definierten und determinierten Gewebebereich zu erzeugen. Hierdurch kann der entsprechende Gewebebereich auf 90-100 °C über maximal drei Sekunden erhitzt werden, was zu einem Absterben von Tumorzellen führt.
Mit dem Sonablate 500-Gerät der 3. Generation wird die Ultraschall-Aufnahme mit dem modernsten bildgebenden Verfahren der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) kombiniert. Damit lassen sich noch kleinere Tumorherde lokalisieren und fokal, also eng begrenzt, behandeln.
Die HIFU-Behandlung ist seit gut 15 Jahren fester Bestandteil unseres Behandlungsspektrums. Die Klinik für Prostata-Therapie war eine der ersten in Europa, die die Chancen der schonenden Krebsbehandlung mittels fokussiertem Ultraschall erkannt hat. Daher kann die Klinik auf einen langjährigen Erfahrungszeitraum zurückblicken, in dem sich über 1000 Patienten dem HIFU-Verfahren unterzogen haben.

Die HIFU-Ultraschallsonde
Bei einer HIFU-Behandlung sendet der Schallkopfhoch hochfokussierten, intensiven Ultraschall aus.
Das Feuerstrahl-Prinzip der HIFU-Behandlung
Die schematische Zeichnung macht die Funktionsweise des fokussierten Ultraschalls deutlich.

Die Behandlung

Die Ultraschallsonde wird über den Enddarm direkt vor der Prostata platziert, sodass die Energieapplikation direkt auf das Zielorgan erfolgen kann. Eine Überhitzung umliegender Strukturen (vor allem der Enddarmwand) wird durch ein spezielles Kühlsystem vermieden. Auf diese Weise lässt sich die gesamte Prostata behandeln, sodass sämtliche Tumorzellen absterben. Eine Operation ist hierbei nicht erforderlich. Der Schließmuskel wird bei dieser Therapie erkannt und nicht mitbehandelt; damit wird eine Inkontinenz unwahrscheinlich. Je nach Lokalisation des Prostatatumors ist eine Schonung der Potenznerven möglich, sodass eine Impotenz vermieden werden kann.
Bei kleinen Tumoren, die mittels Hochauflösender MRT genau lokalisiert werden können, kommt gegebenenfalls auch eine fokale Therapie in Betracht. Das bedeutet, dass lediglich der Prostatabereich behandelt wird, in dem das Prostatakarzinom nachgewiesen wurde. Hierbei kann unter Umständen die vollständige Funktion der Prostata erhalten werden (inklusive Samenerguss). Nach der Behandlung wird ein Katheter durch die Harnröhre eingelegt, da es vorübergehend zu einer Anschwellung der Prostata kommt. Dieser Katheter kann nach ein 1 bis 2 Wochen wieder entfernt werden. Die Patienten können jedoch die Klinik einen Tag nach der HIFU-Therapie bereits verlassen.

Liegt gleichzeitig mit dem Prostatakarzinom eine Vergrößerung der Prostata vor, kann eine Reduzierung des Prostatavolumens vor der HIFU-Behandlung sinnvoll sein. Diese kann in der Regel sehr schonend mit dem Greenlight-Laser durchgeführt werden. Wie bei allen Tumorerkrankungen, muss auch beim Prostatakarzinom nach der Therapie eine sorgfältige Nachbeobachtung erfolgen. Sie dient dem Überwachen des Heilungserfolges sowie dem frühzeitigen Erkennen von meistens gut behebbaren etwaigen Behandlungsfolgen. In der Regel empfehlen wir eine Nachuntersuchung nach einem Monat, anschließend im ersten Jahr nach der Behandlung alle 3 bis 6 Monate im ersten Jahr nach der Behandlung.

Nach der Behandlung

Nach der Behandlung wird der Patient bis zum vollständigen Abklingen der Narkose im Aufwachraum überwacht. Anschließend wird der Patient in sein persönliches Zimmer auf der Station gebracht. An dem Tag nach der Behandlung wird vor der endgültigen Entlassung eine kurze Nachuntersuchung durchgeführt. AufGrund der minimalen Belastung beträgt der stationäre Aufenthalt in der Regel ein bis zwei Tage.
Da die Prostata-Drüse durch die Hitzeeinwirkung zunächst stark angeschwollen ist, muss der Patient für etwa zehn Tage einen Katheter tragen, um einen Urinstau zu vermeiden.

Die Vorteile

  • Den meisten Patienten bleibt nach der HIFU-Behandlung ihre sexuelle Potenz erhalten.
  • Dauerhafte Inkontinenz, wie sie oft bei einer vollständigen Entfernung der Prostata mit ihrer Geschwulst (radikale Prostatektomie) auftritt, ist mit der HIFU-Therapie nach bisherigem Kenntnisstand nicht zu erwarten.
  • Statt langwierigem Krankenhausaufenthalt kann der Patient meist schon am Tag nach der Behandlung die Klinik verlassen.
  • Durch die minimal-invasive Behandlung wird der gesamte Organismus geschont. Davon können nicht nur Herzpatienten profitieren.
  • Im Gegensatz zu anderen Ultraschall-Methoden liefert das Sonablate-500-Verfahren auch während der Behandlung ständig Ultraschallbilder des beschallten Gewebes ("visually directed HIFU). Durch diese ständige Kontrolle sind Verletzungen des umliegenden Gewebes praktisch ausgeschlossen.
  • Mit dem umschaltbaren Ultraschallkopf werden sehr unterschiedliche Behandlungstiefen zwischen 2,5 und 5 Zentimetern erreicht.

Für wen ist die HIFU-Therapie geeignet?

Wenn der Tumor noch nicht bis zum Endstadium vorgedrungen ist - Mediziner sprechen hier von vier Krankheitsstufen - dann bestehen, besonders in den ersten beiden, unter Umständen auch in der dritten Stufe, gute Aussichten. Die Prostata sollte allerdings nicht größer als 40 Milliliter sein, sonst müsste sie zunächst mit einer Hormonbehandlung verkleinert werden. Bei zu großer Prostata kann vor die HIFU-Therapie auch eine photoselektive Vaporisation (PVP) oder eine Aushobelung (TUR) vorgeschaltet werden. Eine große Rolle spielt ferner der Grad der Verkalkung: Größere Verkalkungen können die Ultraschall-Wellen behindern.

Die Kosten

Das HIFU-Verfahren ist gesamtwirtschaftlich wesentlich kostengünstiger als eine konventionelle, bzw. operative Methode. Es entfallen teure Krankenhauskosten, Rehabilitation und ggf. Psychotherapie. Die HIFU-Therapie wird in Deutschland von den meisten Privatkrankenkassen übernommen. Für den Versicherer erstellen wir gerne einen Kostenvoranschlag, ggf. einen Heilkostenplan.

HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN ZUM THEMA HIFU-THERAPIE BEI PROSTATAKREBS

Wofür steht HIFU?

HIFU ist die Abkürzung für „High-Intensity Focused Ultrasound“, zu Deutsch: „hoch-intensiv fokussierter Ultraschall“.

Was bedeutet HIFU-Verfahren nach dem Sonablate 500-Prinzip?

Im Gegensatz zu anderen HIFU-Verfahren liegt der Patient bei dem Sonablate-500-Verfahren auf dem Rücken. Die Behandlung erfolgt in drei Ebenen und wird manuell von einem erfahrenen Operateur gesteuert. Das Sonablate 500 wird von dem amerikanischen Medizintechnikunternehmen Sonablate Corp. vertrieben und erfüllt die strengen Anforderungen der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA.

Wie funktioniert eine HIFU-Behandlung?

Mit dem Sonablate 500-Gerät wird eine Ultraschall-Aufnahme mit der Aufnahme einer Magnetresonanztomographie (MRT) kombiniert. Damit lassen sich auch sehr kleine Tumorherde lokalisieren und fokal, also eng begrenzt, behandeln.
Über den Enddarm wird eine Ultraschall-Sonde im Darm in der Nähe der Prostata platziert. Sie sendet Ultraschall aus, mit dem einerseits der Tumor sehr genau lokalisiert werden kann und andererseits die Tumorzellen auch zerstört werden. Da sich die Ultraschallwellen erst im Tumor bündeln, werden das umliegende und vor allem auch das durchdrungene Gewebe nicht verletzt.

Gibt es bei HIFU eine Vollnarkose?

Bei einer HIFU-Behandlung nach dem Sonablate-500-Prinzip wird in der Regel eine Spinal-Anästhesie mit einer zusätzlichen Propofol-Sedierung durchgeführt.

Worin liegen die Vorteile des HIFU-Verfahrens nach dem Sonablate 500-Prinzip?

Das Verfahren ist unblutig, umliegendes Gewebe wird nicht verletzt. In vielen Fällen kann durch diese Behandlung die vollständige Funktion der Prostata erhalten bleiben – einschließlich Samenerguss. Eine dauerhafte Inkontinenz, wie bei einer konventionellen Prostata-Entfernung, ist nach einer HIFU-Behandlung nach dem Sonablate-500-Prinzip kaum zu erwarten. Im Gegensatz zu anderen Ultraschall-Methoden liefert das Sonablate-500-Verfahren auch während der Behandlung ständig Ultraschallbilder des beschallten Gewebes („visually directed HIFU“). Die Behandlung ist auch für das Herz sehr schonend und die Patienten können in der Regel die Klinik einen Tag nach der Behandlung wieder verlassen.

Für wen ist die HIFU-Therapie geeignet?

Wenn der Tumor noch nicht zu weit fortgeschritten ist, bestehen bei einer Prostatagröße von bis zu 40 Millilitern gute Heilungschancen. Größere Prostatadrüsen müssen vor einer HIFU-Behandlung erst mittels einer Hormontherapie oder einer Aushobelung (TUR) oder auch mit einer Lasertherapie verkleinert werden. Auch sollte die Prostata keine zu großen Verkalkungen aufweisen.

Ist der medizinische Erfolg einer HIFU-Therapie nach dem Sonablate 500-Prinzip wissenschaftlich nachgewiesen?

Die HIFU-Therapie ist schon lange kein experimentelles Verfahren mehr. Es sind allerdings bestimmte Voraussetzungen an die fokale Therapie geknüpft, um die Qualität sicherzustellen: Es sollte zunächst eine hochauflösende Kernspintomographie (MRT) gemacht werden, und tumorverdächtige Areale sollten gezielt biopsiert werden. Nur wenn aufgrund der MRT-Untersuchungen und der histopathologischen Untersuchung eine fokale Therapie wie die HIFU-Behandlung gerechtfertig ist, wird diese dem Patienten auch angeboten.

Ist die HIFU-Behandlung wissenschaftlich anerkannt?

Eine fokale Therapie wie das HIFU-Sonablate-500-Prinzip ist im Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe (DKH) unter der federführenden Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) ausdrücklich genannt. In der sogenannten S3-Leitlinie Prostatakarzinom sind Einsatzmöglichkeiten und Therapieempfehlungen für fokale Therapien aufgeführt.

Ist es nach einer Krebsdiagnose besser, abzuwarten oder eine fokale Therapie wie HIFU durchzuführen?

Patienten, deren Tumor weniger aggressiv ist und der nicht sofort operiert werden muss, tendieren gerne zu einer fokalen Therapie wie dem HIFU-Verfahren. Es eignet sich auch für Patienten, die aufgrund von Vorerkrankungen oder aufgrund des Alters nicht für eine radikale Entfernung der Prostata infrage kommen.

Brauche ich nach einer HIFU-Behandlung einen Katheter?

Nach der Behandlung erhalten die Patienten einen Katheter, der durch die Harnröhre gelegt wird, da es vorübergehend zu einer Anschwellung der Prostata kommt. Dieser Katheter kann nach ein bis zwei Wochen wieder entfernt werden.

Wie sieht die Nachsorge bei einer HIFU-Behandlung aus?

Bei jeder Krebsbehandlung ist eine sorgfältige Nachbeobachtung und ärztliche Betreuung wichtig, um einerseits den Heilungserfolg zu überwachen und um andererseits mögliche Behandlungsfolgen zu beheben. Die erste Nachuntersuchung erfolgt meist nach einem Monat, danach alle drei bis sechs Monate im ersten Jahr nach der HIFU-Behandlung.

An welchen deutschen Kliniken wird die HIFU-Behandlung nach dem Sonablate-500-Prinzip durchgeführt?

Die Klinik für Prostata-Therapie in Heidelberg ist derzeit die einzige Klinik in Deutschland, an der das HIFU-Verfahren nach dem Sonablate-500-Pronzip durchgeführt wird.